Bienenhotel ohne Schutzgitter
Bienenhotel ohne Schutzgitter

Eine Insektenhotel-Saison mit Überraschungen

Es ist viel geschehen im ersten Jahr nach Aufstellung des Insektenhotels, was mich zu weiteren Verbesserungen bewogen hat, von denen ich hier berichte. Und damit beschließe ich die Reihe mit den vorangegangenen Artikeln Teil 2 und Teil 1.

Der erste Winter, den das Bienenhotel überstehen musste, neigte sich dem Ende zu. Frühjahrsblumen und Weidenkätzchen präsentierten sich in der Sonne und lockten mit ihren Düften und Pollen die ersten hungrigen Insekten aus dem Winterschlaf. Das ist der richtige Zeitpunkt, um das vorgeschraubte Schutzgitter des Insektenhotels, in meinem Fall ein festes Fliegennetz, zu entfernen, damit die Wildbienen freien Anflug auf die bereitgestellten Wohnungen haben.

Zur Erinnerung: Ein Schutzgitter, den Winter über, vor die Front des Bienenhotels geschraubt, hält Vögel wie Meisen, Kleiber und Spechte davon ab, die Bienenunterkünfte genauer zu untersuchen – und als Futterquelle zu entdecken.

Die Wildbienen fingen nun an, ihrem Brutgeschäft nachzugehen, und hatten schon eine stattliche Anzahl von Löchern verdeckelt, da kam eines Morgens die böse Überraschung: Dem Specht blieb das Treiben der Bienen nicht verborgen, und so erschloss er das Bienenhotel für sich als Nahrungsquelle. Mit kräftigen Schnabelhieben zerhackte er die Röhrchen oder riss sie einfach ganz heraus. Das war natürlich nicht so gedacht. Es musste also wieder ein Gitter davor gesetzt werden. Ich bespannte den Rahmen diesmal mit einem Drahtnetz mit 15 mm Gitterweite, setzte 40 mm hohe Distanzklötzchen dazwischen und schraubte das ganze vor die Vorderseite. Jetzt war Ruhe. Die zerstörten und herausgerissenen Röhrchen ersetzte ich zuvor und beobachtete nun, ob sich die Insekten am neuen Gitter störten. Das war nicht der Fall, denn die Wildbienen machten sich emsig daran, ein zweites Mal die Röhrchen zu verfüllen.

So ging das erste Insektenhoteljahr doch noch erfolgreich zu Ende. Im Herbst hatte ich immerhin knapp 50 von den Bienen verschlossene Röhrchen unterschiedlicher Größe und auch Bohrungen im Hartholz gezählt.

Eine interessante Entdeckung

Die Löcher in den Mauersteinen und im Lehm waren unberührt. Wurden diese nicht angenommen? Ich erkläre mir das so: unterschiedliche Bienenarten bevorzugen ebenso unterschiedliche Materialien ihrer Bruthöhlen, das kann mal Lehm oder Mauerstein sein oder Holz, oder die Brut wird in Halmen hineingelegt. Nun sind nicht überall alle Bienenarten vertreten, deshalb kann man an der Belegung eines Multi-Material-Bienenhotels gut erkennen, welche Arten überhaupt präsent sind.

Überlegungen und Verbesserungen

Vor Beginn der zweiten Insektenhotel-Saison wollte ich meine Beobachtungen und Erfahrungen in weitere Optimierungen einfließen lassen. Da überwiegend die kleinen Röhren belegt waren, befürchtete ich, dass doch zu enge Maschen des Drahtnetzes Schuld daran sein könnten. Also verwendete ich diesmal ein anderes Gitter mit 19 mm Drahtweite. Gegebenenfalls müssten die offenen Seiten bis zur Hotelfront ebenfalls mit Gitterdraht verschlossen werden, für den Fall, dass Vögel dahinter krabbeln.

Jetzt können auch größere Insekten hindurchfliegen, und Meise und Specht bleiben außen vor. Allerdings haben Spechte nicht nur einen längeren Schnabel sondern auch eine lange Zunge, mit der sie geschickt nach Larven angeln. Es bleibt also im Einzelfall zu beobachten, ob Vögel versuchen, das gebaute Insektenhotel auch im Sommer als zusätzliche Nahrungsquelle zu nutzen. Das sollte dann den „Hotelier“ dazu bewegen, obengenannte Maßnahmen weiter zu verfeinern.

Das Umfeld beachten

Wildbienen siedeln sich nur da an, wo sie geeignetes Futter finden. Wir können für ein erweitertes Futterspektrum sorgen, indem wir zusätzlich Wildblumen, auch mit vielen kleinen Blüten, ansäen. Dann werden bald auch die anderen „Zimmer“ im Insektenhotel belegt sein.

Weitere Anregungen dazu finden Sie in meinem Artikel Eine Wildblumenwiese anlegen.

Kritische Anmerkungen

Fertig-Insektenhotels, die in verschiedenen Baumärkten und vielfach auch im Internet angepriesen werden, sind größtenteils undurchdacht und für den eigentlichen Zweck ungeeignet. Oft ist nur eine einzige Röhrchengröße eingesetzt. Aus meiner Sicht ebenfalls fragwürdig sind sogenannte „Kombikästen“, teils Bienenhotel und dann aber noch Schlafplatz für Schmetterlinge, Käfer, Ohrenkneifer usw. mit Fächern, die mit Tannenzapfen oder Holzwolle ausstaffiert sind.

Schlafplätze für andere Insekten würde ich natürlich separat aufstellen, denn auch wenn Wildbienen sich unter einander vertragen, muss das für andere Insektengattungen ganz und gar nicht so sein.

Schauen Sie bitte genau hin, bei dem was Ihnen angeboten wird!

Zusammenfassung

Existiert kein Insektenhotel in unserem Garten, versuchen Wildbienen überall in Erdlöchern, Pflanzenstängeln, Mauerritzen und Holzwurmlöchern ihre Brut zu platzieren; sie gehen auf das Areal verteilt ihrer Aufgabe nach, für Nachkommen zu sorgen, und bleiben somit meist unbemerkt von Fressfeinden.

Mit einem Bienenhotel schaffen wir jedoch einen zentralen Platz für viele Wildbienen. Das geschäftige Treiben an nun einer Stelle lockt auch Vögel an. Hier müssen wir, zum Wohl der Wildbienen Vorkehrungen treffen:

  • Ideal ist ein Standort, der möglichst lange von der Sonne beschienen wird und fern von Ameisen steht.
  • Ein Schutzgitter, damit Vögel die Bienen nicht stören, sollte man einplanen und dann bei Bedarf ganzjährig einsetzen.
  • Im Garten dürfen gerne ein paar Quadratmeter Wildblumenwiese angelegt werden.
  • Blütenvielfalt heißt auch Bienenvielfalt – und verschieden große Loch- und Röhrchengrößen gewährleisten viele Gäste im Hotel.

Vergleichen Sie ihre gesammelten Informationen mit den vielen nützlichen Quellen im Internet und bauen dann selber etwas, was genau in ihren Garten passt.

Es folgen Bilder, die meine Ausführungen veranschaulichen, ebenso ein paar Nahaufnahmen von verdeckelten Stängeln und Bohrlöchern im Hartholz.

Bienenhotel ohne SchutzgitterNahaufnahme der verdeckelten StängelLängsgefasertes Hartholz ist geeigneterVerschiedene Lochgrößen sind wichtigSchutzgitter mit Abstand angebrachtBienenhotel mit SchutzgitterGroße Wildbienen umfliegen das Gitter auch seitlichLängsgefaserter Holzklotz hinter GitterDrahtgitter mit 19 mm Netzweite habe ich verbaut

Weiter geht es mit dem Nachtrag 1

13. März 2013 | | Spezial

Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt. Mahatma Gandhi