Markhaltige Äste und Stängel sowie Schilfhalme in verschiedenen Durchmessern
Baumaterial für das Insektenhotel

Ein neues Heim für Wildbiene & Co

Nachdem wir in Teil 1 schon etwas über unsere künftigen Hotelgäste erfahren haben, soll es hier in Teil 2 mit Planung, Vorbereitung und Umsetzung des Insektenhotels ans Praktische gehen.

Zuvor noch eine Anmerkung

Es geht mir hier nicht um die Herstellung einer Gartendekoration, und es soll keine Bastelei für den Zeitvertreib sein – ich betone das extra, weil leider in Internet, Baumärkten und im Fachhandel Insektenhotels angeboten werden, die bestenfalls hübsch anzuschauen sind, den Insekten aber nur bedingt helfen. Selbst im Fernsehen werden Anleitungen gezeigt, die eher als halbherzig zu bezeichnen sind. Mit dem Bau unseres Insektenhotels wollen wir eine echte Hilfe anbieten, Verantwortung übernehmen und versuchen, den Belangen dieser Tierchen so nahe wie möglich zu kommen. Die hier vorgestellte Arbeit ist meine Version eines Insektenhotels und sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Tipps als Anregung auffassen, vielleicht sogar etwas verbessern und dadurch für die Wildbienen ein guter „Hotelier“ werden …

Wann beginnen und mit welchen Materialien

Mit der Planung und Vorbereitung fängt man am besten im Herbst an. Zu dieser Zeit lassen sich am besten vorjährige Stängel von Himbeeren, Holunder, Schilfsorten oder andere markhaltige Ziergehölze sammeln. Die Hölzchen sollten verschiedene Durchmesser haben, aus denen wir später 12 cm lange, gerade Stücke heraussägen wollen. Die Hölzer dürfen weder morsch noch eingerissen sein. Eine Rosenschere ist ungeeignet, denn sie quetscht den Halm oder Ast beim Schneiden und reißt das Material ein, deshalb nehmen wir lieber eine kleine Handsäge mit feinem Blatt!

Um genügend Lehm müssen wir uns kümmern, der nicht zu fest sein darf (lässt er sich mit dem Fingernagel abschaben, ist der Lehm gut). Massive Holzstücke, die später mit Löchern versehen werden, sollten idealerweise aus Hartholz und längsgemasert sein. Oft werden Baumscheiben genommen, die zwar dekorativ aussehen aber schnell rissig werden. Bilden sich Risse durch die Brutröhren hindurch, kommen Bakterien und Feuchtigkeit an die jungen Larven, die dann erkranken und sterben. Jetzt suchen wir uns noch alte gebrannte Ziegel, die ebenfalls später auf der Längsseite „gelocht“ werden. Jetzt haben wir alle Materialien für den Einbau zusammen und stellen fest, dass schon recht viel Zeit vergangen ist.

Raspeln, Kneten, Bohren

Verschiedene Arbeiten können jetzt schon getätigt werden, wie z.B. die Stängel sichten und zusägen. Dafür lohnt es sich, eine Winkelschiene mit Anschlag zu basteln, damit die Arbeit flott von der Hand geht. 12 cm sind meine Stängel lang, die in einem weiteren Arbeitsgang aufgebohrt und dessen Vorderseite glattgeschliffen wird. Die Lehmklumpen werden mit einer Holz-oder Hufraspel zerrieben und anschließend mit Wasser vermengt, damit eine feste Knetmasse entsteht. Wir brauchen Lehm für ein oder mehrere Fächer und natürlich als Rückseitenfüllung für die Holzstängel- und Röhrchenfächer, damit sie fest sitzen und von hinten geschlossen sind. Die Ziegelsteine müssen „gelöchert“ werden, wie die Holzblöcke auch. Die Lochdurchmesser sind von 3 bis 10 mm und im Verhältnis ca. das 10-fache in der Länge (Beispiel: ein 6 mm Loch sollte 60 mm tief sein, usw.) Diese Bohrarbeiten gelingen besser und sicherer mit einer Standbohrmaschine! Ziegelsteine sollten nur von der Längsseite gebohrt werden, weil nur hier die Steintiefe ausreichend ist. Dunkle Farben speichern die Sonnenwärme besser.

Größe und Form des Rahmens festlegen

Ein Tipp vorweg: Um die Strahlungswärme der Sonne optimal zu nutzen und die Eigenschaft der Wärmespeicherung zu verbessern, empfiehlt es sich neben relativ dunklen Materialien, eine Größe des Bienenhotels zu wählen, die eine gewisse Masse hat, in der überhaupt eine ausreichende Wärmemenge gespeichert werden kann, die, wenn es abkühlt, nur langsam wieder abgegeben wird. Diesen physikalischen Effekt wissen die Wildbienen zu schätzen, deshalb wollen wir darauf nur ungern verzichten.

Je nach Vorhaben oder Platz im Garten, wird die Form und Größe festgelegt. 15 cm breite unbehandelte Bretter, ein vorstehendes Dach (mit genügend Dachüberstand!) und eine Rückwand ergeben den Kasten, der nach Belieben oder nach Materialgröße (Ziegelsteine, Holzklötze, …) aufgeteilt und mit stabilen Böden versehen wird. Hier sollte man schon darüber nachdenken, wie der „Hotelkasten“ an einem Pfahl oder an einer Wand später befestigt werden soll. In meinem Beispiel habe ich einen Pfosten gewählt, weil mein Bienenhotel auch nur mittelgroß ist. Wer sich die Bilder genau ansieht, wird feststellen, dass der Kasten aufgestützt befestigt ist und mit 3 Schrauben und Muttern nach hinten hin gesichert wurde. Ein Bienenhotel kann, je nach Größe und Füllung, doch sehr schwer werden, da ist Stabilität gefragt und solide Brettstärken. Der Dachfirst sollte abgedichtet sein, entweder durch ein Winkel-Abschlussstück oder durch eine Teichfolie (0,5 mm), die darunter genagelt oder getackert wird, um durchdringende Feuchtigkeit nach links und rechts abzuleiten. Das Konstruktionsholz, welches wir für die Hotel-Inneneinrichtung verwenden, wird nicht mit Farben, Lasuren oder Imprägnierungen behandelt – deshalb nehme ich Lärchenholz! Außen herum habe ich eine Holzschutzlasur aufgetragen, die von mir verwendeten Brettstärken sind ausreichend dick dafür; von Vorteil ist es, wenn die Lasur den Winter über durchtrocknen und ausdunsten kann.

Zusammenbau der vorbereiteten Einzelteile

Ist das Insektenhotel als Rahmen/Kasten fertig und für die Befestigung an Pfosten oder Hauswand gesorgt, kann es mit den schon vorbereiteten Materialien gefüllt werden. In unserem Fall haben wir Fächer mit Lehm, Bereiche mit Stängeln und Plätze für die Holzklötze vorbereitet und fangen an, den Lehm in die vorgesehenen Fächer zu verfüllen. Die Masse sollte so fest wie möglich sein, gerade noch verarbeitbar, denn wir wollen später mit verschieden starken Rundhölzchen oder anderen Stäben Löcher in den noch feuchten Lehm drücken. Damit das gelingt, darf der Lehm nicht zu nass sein, sonst klebt er an den Hölzchen und zieht sich mit heraus. Die Stäbchen können auch leicht angefeuchtet werden, bevor man sie in den Lehm drückt. Das ideale Vorgehen muss ausprobiert werden. Für die Stängel- und Röhrchenfächer wird eine Art Fundament von ca. 2 cm Dicke verfüllt, in die so viele Stängel und Röhrchen hineingedrückt werden, bis das Fach voll ist. Wichtig auch hier: viele verschiedene Durchmesser gut gemischt verwenden und darauf achten, dass die Vorderseiten frei von Fasern sind, die die Insekten verletzen könnten. Auch sollte dickere Rinde von den Holunderästen entfernt werden.

Aufstellung und Schutzmaßnahmen für das Bienenhotel

Da wir im Herbst schon angefangen und im Winter nach und nach alles zusammengefügt haben, ist genug Zeit, die verfüllten und gelochten Lehmfächer frostfrei durchtrocknen zu lassen. Das ist wichtig, damit, wenn der Rahmen senkrecht steht, die Löcher nicht durch das Gewicht des noch zu feuchten Lehms deformiert werden. Je nach Größe des Lehmfaches kann die Trocknungszeit ein paar Wochen betragen. Optimal trocknet Lehm langsam und im Schatten, damit so wenig Trocknungsrisse wie möglich entstehen. Der Aufstellungszeitpunkt ist mit Beginn der Weidenkätzchenblüte gerade noch rechtzeitig.

Der beste Platz im Garten ist windgeschützt und mit der längsten Sonneneinstrahlung – dort stellen wir unser Hotel auf. Wir achten darauf, dass die Befestigung ausreichend solide ist. Das neue Insektendomizil sollte bei Sturm oder durch spielende Kinder nicht umfallen oder abreißen können, so dass niemand zu Schaden kommt. Falls, wie bei mir, im Garten ein Ameisenvolk residiert, ist ein Abstand von mindestens 20 Meter bis dahin einzuhalten, das ist das ungefähre Einzugsgebiet der Waldameisen. Die Ameisen würden andernfalls versuchen, unsere Nisthilfe als zusätzliche Nahrungsquelle zu erschließen.

Eine wichtige Maßnahme zum Schluss ist die Montage eines Holzrahmens, bespannt mit feinem Drahtgitter oder fester Gaze, der die Vorderseite des Hotels abdeckt, der Abstand von Gitter/Gaze zu den Löchern und Stängelöffnungen muss mindestens der Schnabellänge des Kleibers entsprechen, oder das Gitter muss fein genug sein. In der Herbst- und Winterzeit finden Meisen, Kleiber und Spechte sehr schnell heraus, dass wir einen bequemen „Futterautomat“ für sie aufgestellt haben und würden versuchen die Bienenlarven herauszupicken und aufzufressen. Das ist nicht in unserem Sinne, deshalb schützen wir die neue Bienengeneration mit diesem Gitter und entfernen es erst, wenn das Nahrungsangebot für die Vögel im Frühling reichlicher ist und die Vögel „anderes“ im Sinn haben …

Bitte auf keinen Fall die Vorderseite des Insektenhotels in den Wintermonaten mit einer Platte verschließen!

Auf einigen der folgenden Bilder ist Nis zu sehen, 8 Jahre alt und hoch motiviert. Bei vielen der anfallenden Arbeiten war er durch Geschick und Ausdauer eine unverzichtbare Hilfe und der Beweis, dass Kinder bei solchen komplexen Arbeiten mit Spaß dabei sind. Nis kann darüber hinaus jetzt jedem genau erklären, worauf es bei einem richtigen Insektenhotel ankommt.

Markhaltige Äste und Stängel sowie Schilfhalme in verschiedenen DurchmessernMassive Hartholzklötze fertig zum EinbauZiegelsteine, die sich schnell erwärmenLehmklumpen und fertige MischungDer fertige Rahmen mit Rückwand, Dach und EinteilungZulängen der Röhrchen und ausbohrenSorgfältiges Verschleifen der LöcherSaubere Bohrlöcher auch im HartholzLehmklumpen kleinraspeln und mit Wasser gebrauchsfähig knetenDen gebrauchsfertigen Lehm in die Fächer füllenDie Röhrchen in ein Lehmfundament drückenDas fast fertige Bienenhotel muß nun liegend ruhenNach dem Aufstellen werden die Lücken verfülltSo hatte ich mir das Bienenhotel fertig vorgestelltJetzt noch den Schutzrahmen vorschraubenDas fertige Werk, im Frühjahr wird der Gitterrahmen wieder entfernt

Jetzt wünsche ich ihnen viel Spaß, suchen Sie sich eine eigene Form und Art „ihres“ Insektenhotels aus, passend zum Garten und entsprechend ihres handwerklichen Könnens – oder machen Sie eine Gemeinschaftsproduktion mit den Nachbarn daraus und interessieren Sie besonders Kinder dafür. Im Internet gibt es viele brauchbare Seiten, Erfahrungen und Anregungen zu diesem Thema. Ein Insektenhotel zu bauen ist zwar zeitaufwändig aber es macht Spaß und man lernt viel über die heimische Natur und natürlich auch über Kinder.

Weiter geht es im Teil 3 …

03. April 2012 | | Spezial

Der gestylte Garten kommt mir vor wie eine Besserungsanstalt für die Natur. Thomas Häntsch